Einzigartige Geschichten
Happy End für die Zwillinge Laura und Emily
Und ich hatte in irgendwelchen Schwangerschaftsratgebern damals gelesen, dass dieses Leuchten permanent zu sehen sein sollte, und vor allem auch auf Fotos. War bei uns aber nicht so … dachte ich zumindest…. Da sowohl meine Schwester und meine Mutter mich über das Wochenende immer weiter bedrängten Montag, doch bitte den Kinderarzt anzurufen, habe ich es letztendlich gemacht. Damit sie Ruhe gaben… damit wir dann doch die Gewissheit haben, dass da NICHTS ist…..Der Termin war dann am Donnerstag morgen, den 29.11. Natürlich hat der Kinderarzt mit seiner harmlosen Leuchtlampe nichts sehen können. Später hat er uns gesagt, er habe das Wort „Retinoblastom“ nie vorher gehört, hatte allerdings noch von seinem Studium die Erinnerung, dass der Professor gesagt habe: „Sollten mal Eltern zu Ihnen kommen, mit genau diesen Symptomen, schicken Sie sie SOFORT zum Augenarzt“. Er stellte uns eine Überweisung zum Augenarzt aus mit dem Vermerk „Untersuchung auf Netzhautveränderung“.
Nach einer unruhigen Nacht fuhren meine Mutter und ich – mein Mann musste arbeiten – nach Bonn in die Augenklinik. Zahlreiche Untersuchungen folgten: Eine Ärztin schaute in die weitgetropften Augen, ein Ultraschall am Auge des wachen Kindes, eine Untersuchung durch die Oberärztin und ein erster Sehtest folgten. Dann kam die Aussage, die ich Bonn immer übel nehmen werde: „Wir müssen Ihre Tochter am Montag unter Vollnarkose untersuchen, um eine zuverlässige Aussage zu treffen. Es ist höchstwahrscheinlich ein kleine Netzhautablösung. Nehmen Sie eine Tasche mit Sachen für sich und die Kleine. Wenn wir es beheben können, werden Sie über Nacht bleiben müssen.“ Diese Aussage habe ich genau 10 Minuten geglaubt, bis zu dem Moment, an dem ich beim Warten auf das Aufklärungsgespräch der Anästhesie in Lauras Akte: „vermutlich gelber Tumor im linken Auge“ gelesen habe. Ich frage mich heute noch, warum sie, wenn sie es eh schon wussten, uns nicht direkt nach Essen überwiesen haben, sondern uns Montag nochmal haben antanzen lassen.
Seit dem 8. Juli 2014 ist der Port, der für die Chemoinfusionen operativ eingesetzt wurde, wieder draußen. Unsere Kinder leben beide ein ganz normales Leben einer Vierjährigen. Seit nun fast 2 Jahren, die erste Möglichkeit zum Einstieg, seitdem Laura den vollständigen Impfschutz hat, gehen sie in den Kindergarten. Im Herbst 2013 konnten wir unseren Traum vom Babyschwimmen verwirklichen… Oder soll ich eher sagen Kleinkinderschwimmen? Seit dem zweiten Geburtstag der Kinder gehe ich wieder arbeiten, mit einer halben Stelle. Soweit man heute feststellen kann, hat Laura bis jetzt keine Langzeitnebenwirkungen der Therapien.
Bei uns hat das Drama ein Happy End. Schnell war nach Ende der Therapie klar, dass die Schnellprognose aus Bonn, Laura würde durch die Therapie auf dem betroffenen Auge das Augenlicht verlieren, nicht zutraf. Essen hat davon übrigens nie gesprochen, nur als mögliches Risiko während der Brachytherapie. Im Dezember 2013 besuchten wir zum ersten Mal die Sehschule in Essen. Dann war es offiziell: Laura sah noch, und dank der guten Lage des Tumors auch relativ gut. Es war uns möglich durch tägliches Abkleben des gesunden Auges – 2 Stunden am Stück – das schlechtere Auge zu trainieren. Anfangs hatte sie damit Probleme. Hatte Angst beim Rutschen auf dem Spielplatz und beim Laufen auf Mauern. Aber man merkte, dass mit dem täglichen Training ihr Selbstvertrauen wuchs. Und dann kam mit der nächsten Kontrolle in Essen auch die nächste Sehschule. Es wurde eine deutliche Steigerung der Sehkraft festgestellt. Das Thema Brille wurde zuerst zurückgestellt, wir durften weiter Abkleben. Jeden Tag ….. ein halbes Jahr lang. Mittlerweile fädelte Laura Perlen mit Nadeln und Faden ein. Am Tag vor der Portentnahme kam es dann zum erlösenden Ergebnis: Bitte weiter abkleben, wir können jetzt auch zu Hause zur Sehschule. Seit Mitte September 2014 müssen wir nun nicht mehr abkleben. Beim Testen des 3-D-Sehens kam heraus, dass beide Augen nun gleich stark sind!!!! Diesen Sehtest, den hier wohl jeder kennt, bei dem man Bildchen an einer entfernten Wand erkennen soll (in ihrem Fall benennen), besteht sie mit Bravour. Sie erkennt Bildchen in einer Entfernung, in der ich nur erraten kann, was abgebildet ist. Und ich brauche keine Brille. Mittlerweile sind wir bei einem Kontrollabstand in Essen im Abstand von 5 Monaten angekommen. Nächstes Mal wird versucht, sie ohne Narkose zu untersuchen. Ich bin neugierig, wie gut das funktionieren wird!
Danke an Mutter Sonja für diesen schönen Beitrag!