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Einzigartige Geschichten

„SUPER“ – das ist Saschas erstes deutsches Wort

Saschas ist eines der Kinder aus der Ukraine, die die KAKS im März 2022 nach Deutschland geholt hat, weil seine Krebsbehandlung in Kiev nicht weiterging. Wir wollten wissen, wie es ihm und seiner Familie fast 18 Monaten nach der Flucht geht.

„Es ist schwer, wir sind zerrissen. Die Sorge um Sascha ist groß, wir müssen hier sein, damit er gut versorgt wird. Aber unseren Eltern, die noch in der Ukraine sind, geht es sehr schlecht und wir wissen nicht, wie wir sie von hier aus betreuen sollen. Die Zerstörung unserer Heimat Tag für Tag in den deutschen Medien zu verfolgen, ist eine Tortur.“ Sagt Irina, die Mutter von Sascha. Die 38-jährige versucht die Familie, die Fäden zusammenzuhalten. Der große Kraftakt, man sieht ihr die Strapazen der letzten 18 Monate an. Die Familie kommt ursprünglich aus der Nähe von Lviv.
Jetzt leben sie seit 18 Monaten in einer großen Wohnung auf einem Bauernhof bei Ratingen. Die Essener Uniklinik ist nur 25 Minuten mit dem Auto entfernt. Sie dürfen kostenlos hier wohnen, sind integriert in das Hofleben. Der älteste – Yuri – geht auf die Gesamtschule in Ratingen, in die Integrationsklasse, hat Freunde gefunden. Ein Schulabschluss in Deutschland – das ist jetzt sein Ziel. Für seinen kleinen Bruder Sasha ist er der größte Held und der größte Halt – die beiden sind unzertrennlich. Yuri möchte hier bleiben, bei seinem kleinen Bruder. Sashas Krankheit hat auch ihn verändert, er fühlt sich verantwortlich. Auch für seine Mutter. Noch mehr, seit der Vater Anfang des Jahres in die Ukraine zurückgekehrt ist. Die Großeltern konnten nicht mehr alleine bleiben – zu krank und schwach – jemand musste sich kümmern. Der Vater lässt die Familie in Ratingen zurück. Schweren Herzens. Seitdem kümmert er sich um seine kranken Eltern. An eine Rückkehr in den alten gut bezahlten Job als Ingenieur ist nicht zu denken. Gut bezahlte Jobs sind Mangelware in dem gebeutelten Land.
Irina muss mit Sasha in Deutschland bleiben, bis bei Sasha alles in ruhigeren Bahnen verläuft. Neun Monate haben sie um sein Auge gekämpft, dann kam im Oktober 2022 die Nachricht, dass die Ärzte das Auge von Sasha nicht retten können. Für die ganze Familie ist das ein Schock. „Es war der schlimmste Moment in unserem Leben. Wir haben so lange gekämpft und gehofft, Sasha hat so viele Therapien über sich ergehen lassen. Und dennoch hat der Krebs gesiegt. Wir waren verzweifelt, aber wir haben verstanden, dass es nur diesen Weg gibt. Um Saschas Leben zu retten. Sascha hat die Operation gut überstanden und wir haben uns an die neue Situation schneller gewöhnt als wir dachten.“
Sascha geht viele Monate in eine Spielgruppe mit deutschen Kindern. In dieser Zeit hat Irina endlich auch mal Zeit für sich, sie liebt lange Spaziergänge und Fahrradfahren. In Ratingen hat sie zwei Freundinnen gefunden – Frauen, deren Männer ebenfalls in der Ukraine sind – die gemeinsamen Erfahrungen, sie schweißen zusammen. Wie es weitergeht, noch weiß das keiner von ihnen.

Aber Sascha sagt „SUPER“ – er ist ein aufgeweckter, fröhlicher Junge, der mehr Zeit seines Lebens in Deutschland verbracht hat als in der Ukraine, der Heimat seiner Eltern. Der Bagger, den ihm die Nachbaren geschenkt haben und mit dem er es liebt zu spielen, ist super, die Eier, die die Hühner legen und die er einsammeln darf, findet er super, die Schaukel, die sein Vater ihm vor seiner Abreise gebaut hat, ist super. Aber die Familie ist getrennt. Jeden Tag fragt Sascha nach seinem Vater. Irina ist sich sicher:„Eines Tages werden wir zurückkehren, in unsere Heimat, zu unseren Menschen, zu unserer Arbeit, in unser Dorf. Denn dort ist unser Leben. Dort sind wir glücklich.“ Im Juli 2023 wird das Heimweh zu groß. Irina und Sascha kehren zurück in ihre Heimat, zu ihrer großen Familie in die Nähe von Lviv. Mittlerweile ist Sascha sogar schon zu seiner ersten Nachuntersuchung in Kiev gewesen. Alles ist gut. Die Familie hat uns einen langen Brief geschrieben:“Wir werden niemals vergessen, was ihr für uns getan habt.“