Einzigartige Geschichten
Krebsdiagnose: ein Schock und der Beginn von Zuversicht
„Leider haben wir die KAKS erst spät kennengelernt“, sagt Cara Crämer im Gespräch mit der Kinderaugenkrebsstiftung. Eine größere Wertschätzung als diese in so vielerlei Hinsicht vielsagenden Worte kann die zweifache Mama unserer Stiftung nicht geben.
Seit 2019 kennen wir die Familie. Und die Familie uns. Cara, 28, Conrad, 30, und die beiden Kinder Catharina, 8 Jahre, und Constantin,10. Er ist es, bei dem die Ärzte im Alter von 22 Monaten die Diagnose unilaterales Retinoblastom stellen. Krebs im Auge. Ein Schock für Cara und Conrad, die 13 Tage zuvor ihre kleine Tochter bekommen haben. Raus aus dem Wochenbett und mit dem kleinen Sohn in die Kinder-Augenklinik der Uniklinik Essen. Abklärung, Bestätigung, Operation. Alle RB Familien kennen das und wissen wie nach der Zeit der Angst und Zweifel der Optimismus zurückkehrt. Und die Gewissheit: Das Thema bleibt, es wird das Kind und die Eltern begleiten. Es gibt aber immer einen Weg. Hin zur Zuversicht. Hinein ins pralle Leben. Über all das haben wir zuerst mit Cara Crämer und dann mit Constantin gesprochen.
Ein Gespräch mit Cara, 28 Jahre, Mutter eines tollen RB Kindes KAKS:
KAKS: Beginnen wir das Gespräch sozusagen von hinten, starting from the back. Was bedeutet dir die Kinderaugenkrebsstiftung?
Cara Crämer: Sie bedeutet mir ganz viel. Wir können uns endlich austauschen. Zu sehen wieviel Freude die Begegnungen Constantin machen, welche Freundschaften er hier schließt, das macht mich glücklich. Es fehlte uns der Kontakt mit Gleichgesinnten. Wir sind nicht mehr allein. Familiär war alles super, sich aber mit anderen Familien austauschen zu können, ist was ganz anderes.
KAKS: Wenn dein Sohn kein Retinoblastom gehabt hätte, hätten wir uns nicht kennengelernt, würden wir dieses Gespräch nicht führen. Welche positiven Erfahrungen hast du als Mutter eines krebserkrankten Kindes gemacht?
Cara Crämer: Ich denke es ist der familiäre Zusammenhalt, den ich erlebt habe. Ein Zusammenhalt, den nichts und niemand kaputt machen kann. Die Familie ist seitdem so eng. Gucken wir auf diese schwere Zeit der Diagnose, des Begreifens, der Behandlung.
KAKS: Woran denkst du rückblickend zuerst?
Cara Crämer: Mit dem Wissen von heute sage ich: Es war der Weg, der gegangen werden musste. Das klingt in der Retrospektive so einfach, so simpel. Was passiert, passiert. So ist es doch im Leben.
KAKS: Hat sich die Herausforderung für dich verändert im Laufe der vergangenen acht Jahre?
Cara Crämer: Es gibt keine große Veränderung. Wir leben sozusagen mit Baustellen. Auch aktuell sind es zwei, drei, vier. Unter anderem steht eine Autismus Diagnose für Constantin im Raum. Er wird lebenslang eine Baustelle sein. Meine Baustelle. Er ist so wie er ist. Wir reden sehr viel mit ihm. Manchmal stundenlang.
KAKS: Ihr hattet – wenn man das überhaupt so sagen darf – Glück im Unglück, denn Constantin hatte ein unilaterales RB. Ist der Krebs trotzdem immer oder immer wieder da?
Cara Crämer: Die Welt ist nicht furchtbar. Sie ist schön. Das wollen wir unseren Kindern vermitteln. Selbst im Krankenhaus hatten wir Spaß. Daran erinnere ich mich gut. Das Kind zum Lächeln zu bringen … Und umgekehrt Ja. Und umgekehrt.
KAKS: Was erwartest du von der KAKS?
Cara Crämer: Lass es mich so sagen: Wir haben so viel Freude an und mit der Stiftung. Ich hoffe einfach, dass wir die weiter haben werden.
KAKS: Liebe Cara, wir danken dir für das Gespräch. Und sind gespannt auf das, was uns dein Sohn erzählen wird.
Ein Gespräch mit Constantin, zehn Jahre
KAKS: Hallo Constantin. Danke fürs geduldige Zuhören. Aber jetzt wollen wir dich kennenlernen. Erzähl mal wie ist es so zehn zu sein? So ein Pubertier? Wenn du weißt was ich meine.
Constantin Crämer: Seit ich auf der neuen Schule bin, stehe ich morgens mit Freuden auf. Vorher auf der alten Schule war alles mies. Oft habe ich gedacht: Hoffentlich sind die Kinder, die mich ärgern, alle krank. Heute denke ich: Hoffentlich sind alle da.
KAKS: Was genau war so schlimm?
Constantin Crämer: Ein Kind war nervig. Hat mich so oft geärgert.
Cara Crämer schaltet sich kurz ein: Constantin ist aktiv gemobbt worden. Das war uns schnell klar. Die Schule hat das zunächst negiert. Constantin hat auf das Mobbing aggressiv reagiert, er ist unverhältnismäßig ausgerastet. Für die Schule war klar: Er muss gehen.
KAKS: Und jetzt gehst du wieder gern zur Schule?
Constantin Crämer: Ja. Meine Klassenlehrerin z. B., die habe ich richtig gern. Wir geben uns jeden Morgen die Hand. Das finde ich schön. Auf der neuen Schule raste ich längst nicht mehr so aus.
KAKS: Die neue Schule macht dir Freude und bedeutet dir viel. Wie ist es mit der KAKS? Auch an dich die gleiche Frage wie an Mama.
Constantin Crämer: Sabine, ich habe bei der KAKS einen echten Freund gefunden. Den Finn. Der ist lustig. Wir machen gern Quatsch. Einmal haben wir drei Stunden lang telefoniert. Mit ihm kann ich mich austauschen. Die meisten Kinder sagen: Hab‘ keine Ahnung wovon du redest. Das ist mit Finn anders.
KAKS: Das heißt es bedeutet dir etwas Kinder zu treffen, die auch ein RB hatten und ein Glasauge haben?
Constantin Crämer: Oh ja. Da fühlt man sich etwas beschützter. Weniger einsam, weißt du. Es ist wie ein Tier, das selten ist und dann feststellt: Es gibt doch ganz viele. Die KAKS bedeutet mir also auf jeden Fall etwas. Da sind Kinder, nicht nur Finn, die mich verstehen. Das macht mich sehr glücklich.
KAKS: Das hast du super schön gesagt, Constantin. Ich bin ganz berührt von deinen Worten.
Constantin Crämer: Ich sage Mama und Papa: Bitte lasst uns wieder zur KAKS gehen. Bitte, bitte.
KAKS: Sprechen dich Kinder auf dein Glasauge an? Ärgern Sie dich? Und wie findest du das?
Constantin Crämer: Manche sprechen mich an. Manche gucken. Gucken sehr intensiv. Da ist mir ansprechen schon lieber.
KAKS: Hast du Wünsche an die KAKS?
Constantin Crämer: Ich klettere gerne. Das könnten wir doch auch mal zusammen machen. Ich mag keine großen Gesellschaften. Aber bei der KAKS sind sie echt in Ordnung.
KAKS: Weißt du was, Constantin. Du bist in Ordnung. Und zwar genauso wie du bist. Ich danke auch dir für das Gespräch.